Mittwoch, 25. September 2013

Different Culture Same World

Kiwi. Pacific. Maori. Southafrican. German. Slowakian. Italian. Dutch. Australian. Polish. French. Austrian. Iraqi. Chinese. Indian. Thai.

Alle Menschen sind verschieden und das ist auch gut so. Jeder hat einen anderen Hintergrund. Wir werden geprägt von unserer Kultur, unserer Familie, unserer Umwelt und vielem mehr. Jeder von uns trägt eine Geschichte mit sich, seine eigene Geschichte, die wir mit jedem Tag weiterschreiben. Wir wissen nicht welchen Lauf unsere Geschichte nehmen wird, aber wir wissen, dass nicht wir alleine sie schreiben, sondern auch die Menschen um uns herum ihren Teil dazu beitragen. Sie fangen Sätze an, hören Sätze auf, führen unsere Hand und verewigen ihre Signatur. Mal gekonnt und schwungvoll, mal schwach und zurückhaltend. Es heißt nicht, dass sie unsere Geschichte unbedingt ausschmücken und verschönern, nein, sie können genauso ganze Seiten verunstalten. Trotzdem sollten wir uns glücklich schätzen, dass wir die Möglichkeit haben so unterschiedliche Wege zu gehen und so unterschiedliche Geschichten zu schreiben.
Genauso können wir uns glücklich schätzen, dass wir immer wieder neuen Menschen begegnen, die uns auf unseren Wegen begleiten. 
Es ist spannend, wie andere Kulturen dabei diesen Weg prägen. 
Besonders in Schulen merkt man, wie Kulturenvielfalt Dinge ändert. In Diskussionen können beispielsweise neue Sichtweisen ausgetauscht werden oder man reflektiert seine eigenen Verhaltensweisen im Umgang mit anderen Kulturen. Und eben in der Schule ist man noch offen, mehr oder minder frei von Vorurteilen, jedenfalls in jungen Jahren, und man interessiert sich dafür, wie sich anderer Menschen Leben abspielen.

St Mary's ist dabei Treffpunkt vieler Kulturen. Dadurch, dass Neuseeland ein Land voller Einwanderer ist, treffen sich in den Schulen SchülerInnen aller Nationalitäten. Besonders von den pazifischen Inseln, aber genauso aus Europa. Fast jede zweite Schülerin aus meinen Klassen hat einen gemischten Stammbaum.
Um diese Kulturenvielfalt zu preisen, war heute Culture Day. Die Woche insgesamt ist Mercy Week, also die ganze Woche steht im Namen von Erbarmen und Barmherzigkeit. Ihr dürft nicht vergessen, dass es sich um eine katholische Schule handelt. Viele Veranstaltungen reihen sich aneinander, hauptsächlich musisch/künstlerisch. Die Häuser (wie bei Harry Potter) beispielsweise bereiten Lieder und Tänze vor und treten am Freitag gegeneinander an. Außerdem gibt es noch eine Talentshow und so manches mehr.
Und heute der Culture Day. Was ist passiert? Morgens in der Assembly fing alles an. Die Schülerinnen hatten die Chance einen Tag aus den Uniformen raus und in die traditionalen Gewänder reinzuschlüpfen. Da sieht man dann den starken Kontrast. Die Masse in schwarz/weiß/karierten Unitformen und dazwischen leuchteten Kostüme in allen erdenklichen Farben. Da gab es ein Mädchen in orangener Tunika mit Glöckchen und Rasseln, seidene Kimonos, holländische Holzpantoffeln und auch eine Lederhose konnte ich sichten. Es ist schön zu sehen, wie aus einheitlich aussehenden Mädchen plötzlich Individuen werden. Wie Raupen, die sich zu Schmetterlingen verwandeln und das meine ich nicht böse. Also das mit den Raupen. Uniformen haben auch ihre guten Seiten.
Jedenfalls hat sich die ganze Schule in der Assembly Hall versammelt und eine von den Seniors hat eine Ansprache gehalten. Danach wurden in verschiedenen Sprachen Gebete gesprochen, von Englisch zu Maori und von Chinesisch bis Deutsch. Und es war ganz egal, ob man die Worte verstand, die Botschaft kam rüber. Dann kam der eigentliche Teil. Es fing mit einem Lied auf Maori an, bei dem ich schon Gänsehaut bekam und danach kam eine irische Gruppe, bestehend aus vier Mädels, die irisch tanzten und damit richtig Stimmung machten. Aber dann kam das Beste und ich weiß gar nicht so wirklich, wie ich das in Worte fassen soll oder ob ich das überhaupt kann. Nach der Aufführung war ich jedenfalls erstmal sprachlos und ich glaube man muss das erlebt haben, um das überhaupt beurteilen zu können. Grob gesagt, war es eine riesen Gruppe, die pazifische Tänze und Gesänge vorführte. Alle gleich angezogen, mit Federschmuck auf dem Kopf und bemalten Gesichtern. Und als sie dann anfingen zu singen, so unheimlich kraftvoll, konnte ich meinen Blick nicht mehr abwenden. Ich wurde regelrecht in ihren Bann gezogen. Sie sangen und stampften, klatschten und tanzten. Im Hintergrund noch Trommeln und Ukulele und laute Rufe. Das Besondere war, dass die Performance so voller Energie war. Sie haben mit ihren Liedern ganze Geschichten erzählt und man hat dieses Band zwischen ihnen gesehen. Es waren gar nicht alle Pacifics, sondern auch Schülerinnen anderer Nationen, die Lust hatten mitzumachen, aber da gehörten sie einfach dazu. Es gab keinen Unterschied zwischen Braun und Weiß. Sie haben von Traditionen und Vergangenem, aber auch von der Zukunft erzählt und dabei niemanden ausgeschlossen. Es ist inzwischen schier unmöglich eine getrennte Zukunft der Kulturen zusehen, da sich alle irgendwie miteinander verknüpfen. Wir sollten das als Geschenk sehen und voneinander lernen. Gleichzeitig müssen wir sie bewahren und wie einen Schatz hüten. Aber von Schätzen hat man nun mal viel mehr, wenn man sie miteinander teilt.

In ihren Abschlussworten hat die Schulleiterin alle aufgefordert den Moment zu nutzen und nachzudenken. Wer bin ich und wo gehöre ich hin? Wie unterscheidet sich meine Kultur zu anderen und wo finde ich Gemeinsamkeiten? Was kann ich von anderen Kulturen lernen und was kann ich anderen von meiner mit auf den Weg geben?
Und jetzt fordere ich euch auf darüber nachzudenken. In Deutschland ist die Integration immer wieder ein großes Thema. Manche stören sich daran, wohingegen es manchen gar nicht mehr auffällt. Manche genießen es auch und schätzen den Austausch.
Andere sehen sich dagegen momentan mit ganz neuen Kulturen konfrontiert, weit über die europäischen Grenzen hinausreichend. Sei es in Thailand, Bolivien, Tansania oder hier in Neuseeland.
Aber wir alle wissen, dass wir ein Land ohne kulturelle Einflüsse  gar nicht mehr kennen. Was wäre denn Deutschland ohne Döner, Chinese Take-aways oder Pizza und Spagetthi. Was wäre denn Deutschland ohne amerikanische Marken und IKEA? Wie würde sich unsere Musik anhören? Und ohne Yoga und Akupunktur wären wir alle doch nicht ganz so ausgeglichen, wie wir meinen zu sein.

Also geht einen Moment in euch und reflektiert. Denkt über euch und euren Umgang mit anderen Kulturen nach.
Öffnet eure Arme und empfangt die Menschen um euch herum. Zeigt Barmherzigkeit.

Daisaku Ikeda

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