Gestern die Fahrt war eigentlich angenehm. Ja, ich habe meinen Vorsatz gebrochen und geschlafen, aaaaber mit gutem Grund. Es war schon in der ersten Stunde in der wir noch in Auckland waren, also gab es eh nur Häuser und Straßen zu sehen, meine Nachbarin hat auch geschlafen und - es hat geschüttet! Als ob mir Auckland nochmal gebührend 'Auf Wiedersehen' sagen wollte. Aber da es die nächsten acht Stunden ebenfalls geregnet hat, habe ich das nicht persönlich genommen. Jedenfalls hab ich am Anfang nichts verpasst. Irgendwann gab's dann aber ganz viel zu bestaunen. Saftige, grüne Hügel mit riesigen Schafherden, die aussahen wie weiß gesprenkelte Knetkugeln. Große Wälder, tiefe Schluchten. Abgerodete Flächen. Meilenweite Blicke über braune Gräser und Sträucher. Ganz viele Rinder auf umzäunten Weiden und auch ganz viel ausgebüxte Rinder auf nicht umzäunten Weiden. Mindesten drei Meter hohe und mehrere hundert Meter lange Hecken, die Grundstücke abtrennten. Das Meer und diverse Buchten. Und über allem lag ein grauer Schleier, der alles ein wenig trübsinnig aussehen ließ. Selbst kleine, flauschige, herumtollende Lämmer sahen irgendwie bedröppelt aus. Als dann nach acht Stunden der Regen aufhörte und noch drei Stunden von der Fahrt übrig blieben, war es leider zu bewölkt und zu dämmrig, um einen großen Unterschied zu der vorigen Situation auszumachen. Kurz vor Wellington, außerhalb der Stadt und auf einer relativ dunklen Straße, hatte ich aber das große Glück zwischen den Wolken einen enormen Sternenhimmel zu sehen. Wenn ich mir vorstelle, dass das in dem Moment nur ein kleiner Ausschnitt eines riesigen Sternenmeeres war, dann fängt es überall vor Vorfreude an zu kribbeln.
In Wellington wurde ich dann von Norbert, meinem Host für die nächsten drei Monate, super nett empfangen. Auf dem Weg zum Haus erklärte er mir direkt alles, wodran wir vorbei fuhren und kurz nach Ankunft, machten wir noch eine kleine Nachtwanderung zum Wasserturm von dem man ganz Wellington bei Nacht entdecken konnte. Man muss sich Wellington so vorstellen, dass auf der einen Seite das Meer ist und dass es von den anderen Seiten von Bergen umschlossen ist. Kandallah, der Vorort in dem ich wohne, liegt ziemlich weit oben, wodurch man einen tollen Ausblick Richtung Meer genießen darf. Und wie in Auckland gehen alle Straßen hoch und runter, nur mit noch mehr Steigung und ordentlich Gegenwind!
Heute habe ich ganz entspannt ausgeschlafen und dann Kandallah erkundet. Ich bin mehr orientierungslos herumgeirrt, als das ich wirklich Plan hatte, aber wenigstens habe ich einen Hauch an Überblick gewonnen. Ich bin ein wenig überfordert mit den Busplänen, aber wenn ich das nächste Woche erstmal alles abgefahren bin, wird das schon laufen.
Nachmittags haben wir noch eine kleine Tour durch Wellington gemacht, damit ich sehe, was mich die nächste Zeit alles erwartet. War total hilfreich!
Jetzt wo ich meine Sachen alle im Zimmer verstaut habe, mich mehr oder minder eingerichtet habe, realisiere ich erst, dass ich die nächsten Monate aus Deutschland weg bin und diesen Ort mein Zuhause nenne. Irgendwie ein komisches Gefühl, bei dem sich mein Herz zusammen zieht. Es pocht laut und zereißt die Stille. Wie das Klopfen eines Spechtes, der ungeduldig sein Glück sucht.
Leute, ich vermisse euch! :-*